Ein Level aufsteigen!

Grafik von Fellow Worker x364181 (2022)

Jean-Carl Elliott beschreibt die Möglichkeiten gewerkschaftlich aktiv(er) zu werden.

Submitted by team.spuren.cc on November 11, 2024

Beim Aufbau der Basisgewerkschaft Industrial Workers of the World (IWW) geht es nicht nur darum, die Zahl unserer Mitglieder zu erhöhen, sondern auch qualitativ als Gewerkschaft besser zu werden. Zum „Aufbau der neuen Welt in der Schale der alten“ gehört auch die Entwicklung der Menschen, die in der Lage sind, diese Neue Welt auch am Laufen zu halten. Wir werben nicht einfach Arbeiter*innen an unseren Arbeitsplätzen und Industrien an, um ihren Mitgliedsbeitrag abzukassieren. Wir werben sie an, um sie zu Wobblies zu machen! Ein Wobbly zu sein bedeutet zu wissen auf welcher Seite des Klassenkampfes wir stehen. Wir kennen bereits geführte Kämpfe und haben aus ihnen gelernt. Insofern stellen wir uns solidarische an die Seite derjenigen Wobblies, die den Kampf heute weiterführen. Ein Wobbly zu sein bedeutet nicht nur, unseren Mitgliedsausweis: die Red Card (deutsch= Rote Karte) zu haben, es bedeutet, sich gegenseitig zu unterstützen! Ich habe im Laufe der Jahre so viele Wobblies getroffen, die eine Red Card unterschreiben und dann nicht wissen, was sie als Nächstes tun sollen. Ohne ein Gefühl der Orientierung neigen unsere Mitglieder dazu, sich anderen Gruppen von Aktivist*innen zuzuwenden, oder sie verlassen die Gewerkschaft ganz. Wir wollen, dass unsere Mitglieder am Ball bleiben und ein Ziel mit der IWW verfolgen können.

Ohne ein Gefühl der Orientierung neigen unsere Mitglieder dazu, sich anderen Gruppen von Aktivist*innen zuzuwenden, oder sie verlassen die Gewerkschaft ganz.

Dieser Artikel wird Teil einer Serie darüber sein, wie man seine IWW-Mitgliedschaft aktiv nutzen kann. In diesem ersten Text befassen wir uns mit einigen Möglichkeiten, wie einzelne Wobblies ihre Beteiligung an der „One Big Union“ durch die Entwicklung ihrer Fähigkeiten als Organizer*innen am Arbeitsplatz ausbauen können. Zukünftige Texte werden sich auf Ortsgruppen, Komitees und andere Teile der Gewerkschaft konzentrieren. Wenn du etwas ergänzen willst, schreibe sie auf und schicke „Spuren der Solidarität“ oder dem Industrial Worker (veröffentlichen englische Texte).

Nimm an einem Organizing-Training teil

Die IWW bieten zwei Organizer*innen-Schulungen an: Das OT101 - "Baue das Komitee auf" und OT102 - "Das Komitee in Aktion". In der OT101-Schulung lernen die Teilnehmenden die grundlegenden Techniken zur Gründung eines betrieblichen Organizing-Komitees. Das Komitee trifft sich regelmäßig und plant direkte Aktionen am Arbeitsplatz, um Macht aufzubauen und Probleme zu beseitigen. Die Schulung wird alle paar Jahre auf der Grundlage der Erfahrungen von IWW-Organizer*innen überarbeitet. Wir behalten die Dinge bei, die funktionieren, und ändern die Dinge, die sich als unzureichend erwiesen haben. Es ist auch eine wirklich gute Möglichkeit, mit anderen Wobblies in Kontakt zu kommen, die ihre Arbeitsplätze organisieren. 

Das OT102 baut auf dem 101er auf. Sobald ihr ein Komitee gegründet habt, müsst ihr lernen, wie ihr es aufrechterhalten könnt. Sozialdemokratische Gewerkschaften lassen in der Regel einen Betriebsrat gründen und fokussieren sich auf die Möglichkeiten, Recht und Gesetz im Betrieb durchzusetzen. Die IWW sind jedoch eine revolutionäre Gewerkschaft. Wir planen, uns nicht auf die Gesetze zu verlassen, um für Stabilität zu sorgen. Wir halten die kämpferische Dynamik unter uns Kolleg*innen aufrecht, indem wir umfassende Demokratie praktizieren und mehr Arbeiter*innen für Aktionen gewinnen.

Wir planen, uns nicht auf die Gesetze zu verlassen, um für Stabilität zu sorgen.

Ihr solltet den Kurs 102 schon früh belegen, weil er sich mit den Details direkter Demokratie im Betrieb, der Steigerung direkter Aktionen und Stabilität eures Komitees befasst. Es ist wichtig, in den frühen Phasen einer Kampagne nachhaltige Umgangsformen zu bilden und sich auf eine strategische Planung zu einigen. Unsere stärkste Waffe ist die Solidarität, und diese Trainings vermitteln die Grundlagen der Solidaritätsgewerkschaft.

Organisiere deinen Arbeitsplatz

Die Organisierung deines eigenen Betriebs bringt dir und der Gewerkschaft viele Vorteile, selbst wenn du nur die ersten Schritte unternimmst. Wenn du anfängst, dir gute Angewohnheiten für dein Organizing anzueignen, werden diese mit der Zeit immer selbstverständlicher. Die Beschaffung von Kontaktinformationen der Kolleg*innen ist nicht mehr so schwierig, und du wirst anfangen, in deiner Planung genauer vorzugehen. Einzelgespräche mit Kolleg*innen werden mit zunehmender Übung reibungsloser verlaufen. Und selbst wenn du an einer Stelle nur geringe Fortschritte machst, kannst du auf diese Erfahrungen in Zukunft zurückgreifen.

Besuche ein weiteres Training

Kein Training ist wie das andere! Jedes Mal lernst du von anderen Trainer*innen und anderen Teilnehmenden. Jede*r bringt ihren eigenen Schulungsstil und ihre eigenen Erfahrungen mit. Seien wir ehrlich zu uns selbst: Jede Schulung umfasst ungefähr 16 Stunden Material. Wir werden niemals alles in einem Durchgang auswendig lernen können, nicht einmal in zwei. Nimm an vielen Trainings teil und habe Spaß dabei!

Werde Organizing Trainer*in

Organizing-Trainer*innen sind von der Gewerkschaft für die Durchführung unserer offiziellen Trainings zugelassen. Sie können aus ihren Erfahrungen schöpfen, um ihren Schulungen eine persönliche Note zu verleihen. Es kann für Neulinge sehr inspirierend sein, persönliche Geschichten aus der Praxis zu hören, selbst wenn sie nur eine physische Karte oder ein Soziogramm von einem ihrer Arbeitsplätze zeigen. Wenn du IWW-Trainer*in wirst, kannst du mit anderen Trainer*innen zusammenarbeiten, um Trainings durchzuführen, und so kannst du von deren Lehrmethoden und Erfahrungen lernen. Das ist eine großartige Möglichkeit, neue Lektionen zu lernen und deine Lernerfahrungen in der Gewerkschaft weiterzugeben.

Das Training Komitee (TK) kann dich zu einer OT101-Trainer*in, einer OT102-Trainer*in und einer Trainer*in für ein Training For Trainers (T4T=Multiplikator*innenschulung) ausbilden. Bei jedem T4T lernst du einige neue Trainingstechniken, aber es wird vorausgesetzt, dass du mit dem Lehrplan bereits vertraut bist. Deshalb ist es gut, wenn du bereits einige Male an dem Training teilgenommen und erste Erfahrungen in der betrieblichen Organisierung gesammelt hast. Mache dir keine Sorgen, dass du jedes einzelne Detail kennen musst; du wirst ein besseres Verständnis bekommen, je mehr Trainings du absolvierst, und wenn du als Trainer*in beginnst, wirst du mit eine*r erfahreneren Trainer*in zusammenarbeiten.

Vielleicht habt ihr an einer direkten Aktion teilgenommen, die gescheitert ist. Ihr könnt das in eine Lernerfahrung verwandeln, indem ihr mit euren Kolleg*innen eine Nachbesprechung macht oder darüber schreibt.

Organisiere weiter!

Je mehr wir organisieren und andere Wobblies ausbilden, um zu organisieren, desto bessere Organizer*innen und Trainer*innen werden wir. Manchmal geht eine Kampagne vielleicht nur so weit, dass man ein Soziogramm erstellen kann, aber dann kann man dieses Soziogramm verwenden, wenn man andere IWW-Mitglieder darin schult! Vielleicht habt ihr an einer direkten Aktion teilgenommen, die gescheitert ist. Ihr könnt das in eine Lernerfahrung verwandeln, indem ihr mit euren Kolleg*innen eine Nachbesprechung macht oder darüber schreibt. Je mehr wir lernen, kleinere Hürden zu überwinden, desto besser sind wir darauf vorbereitet, die nächsten in Angriff zu nehmen und mehr Wobblies mitzunehmen. Kämpfe weiter für das Gute und höre nie auf, ein Level aufzusteigen!

Der Text erschien zuerst auf: https://spuren.cc/spuren.cc/ein-level-aufsteigen/

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